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Schlechte Noten von UNESCO/IUCN für Rumänien wegen Abholzungen in Welterbe-Pufferzonen

Bericht über „Reactive Monitoring Mission“ in 2019 erst kürzlich veröffentlicht: Rumänien erfüllt internationale Richtlinien nicht.
EuroNatur und Agent Green fordern Rumänien auf, das staatliche Forstunternehmen Romsilva sofort von allen Aufgaben des Schutzgebietsmanagements zu entbinden und ein Gebietsmanagement nach internationalen UNESCO/IUCN-Richtlinien und EU-Recht einzuführen.

Wenige Tage vor dem Internationalen Tag der Wälder (21. März) wurde ein „Bericht über die gemeinsame Reactive Monitoring Mission des Welterbezentrums und der IUCN (International Union for Conservation of Nature) zu den albanischen und rumänischen Bestandteilen des transnationalen Weltnaturerbes ‚Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas’“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Mission mit Besuchen der Nationalparks Domogled-Valea Cernei und Cheile Nerei-Besnita in Rumänien fand bereits im November 2019 statt.
Der Bericht war jedoch lange Zeit nicht öffentlich zugänglich. Es ist nicht klar, was die Gründe für die massive Verzögerung der Veröffentlichung sind. Möglicherweise haben die kritischen Schlussfolgerungen der UNESCO/IUCN-Experten in Bezug auf die intensiven Abholzungen in Rumänien für Kontroversen gesorgt?

In dem Dokument heißt es: „Die Mission kommt zu dem Schluss, dass die derzeitige Bewirtschaftung der Pufferzonen der Komponententeile die Anforderungen der Operationellen Richtlinien (OG) nicht in zufriedenstellender Weise erfüllt und negative Auswirkungen auf die Integrität der grenzüberschreitenden Welterbestätte nicht ausgeschlossen werden können.“

Und des Weiteren: „Das Management sollte darauf abzielen, die natürlichen Prozesse besser zu unterstützen und auf die langfristige Stärkung und Erweiterung alter und ursprünglicher Buchenwaldökosysteme ausgerichtet sein.“

UNESCO und IUCN fordern Rumänien außerdem auf, „…alle alten Buchenwald-Ökosysteme und Buchen-Urwälder, die nicht in das Welterbegebiet aufgenommen wurden, streng zu schützen, um die langfristige Erhaltung dieser außergewöhnlichen Ökosysteme zu fördern; Priorität sollten diejenigen Waldgebiete haben, die sich in der Nähe der von der Mission besuchten Welterbeflächen befinden, um so die ökologische Konnektivität zu verbessern.“

Hintergrund für diese Mission waren zahlreiche Medienberichte und Beschwerden der EuroNatur Stiftung, von Agent Green und vielen anderen Naturschützern über die zerstörerische Abholzung von Ur- und Naturwäldern in den Pufferzonen der Welterbestätten, auch in unmittelbarer Nähe zu den Kerngebieten.

Der vom rumänischen Staat genehmigte kommerzielle Holzeinschlag in den Pufferzonen betrifft auch artenreiche Naturwälder, die einen gleichwertigen „universellen Wert“ haben wie die Buchenwälder in der UNESCO-Stätte (Kerngebiet).

Der gemeinsamen UNESCO / IUCN-Mission im Jahr 2019 ging ein informeller Feldbesuch von IUCN Europe im November 2018 voraus, bei dem intensive Abholzungen in sehr wertvollen Buchen-Urwäldern in den Nationalparks Domogled – Valea Cernei und Semenic (inkl. Pufferzonen) bestätigt wurden.

Nach dem EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen den rumänischen Staat (eingeleitet von der Europäischen Kommission im Februar 2020 wegen Verschlechterung von EU-Schutzgebieten durch Holzeinschlag) sind die klaren Worte von UNESCO und IUCN nur ein weiterer Indikator dafür, dass der Schutz von Wäldern mit hohem Biodiversitätswert in Rumänien in einem katastrophal schlechten Zustand ist.

Die intensiven Abholzungen in den rumänischen Welterbe-Puffergebieten gefährden letztlich den Bestand des gesamten transnationalen Welterbegebietes zum Schutz der europäischen Buchenurwälder, das aus 67 Teilgebieten in 12 Staaten besteht … 

Die Stiftung EuroNatur und die Umweltorganisation Agent Green interpretieren die Ergebnisse des Berichts als „glasklaren Beweis“ dafür, dass das staatliche rumänische Forstunternehmen Romsilva, das für das Management fast aller rumänischen National- und Naturparks zuständig ist, „nicht in der Lage ist“, Schutzgebiete zum Erhalt besonders wertvoller Ökosysteme angemessen zu verwalten. Die lange Reihe von Konflikten und der schlechte Zustand vieler Schutzgebiete unter der Obhut von Romsilva zeigt, dass das Unternehmen „offensichtlich von kommerziellen Interessen getrieben wird und es ihm grundsätzlich an Ehrgeiz und Fachwissen in Bezug auf den Naturschutz fehlt“.

Deshalb muss Romsilva sofort von allen Aufgaben des Schutzgebietsmanagements entbunden werden. Das Management der rumänischen Schutzgebiete sollte von offiziellen nationalen Stellen (wie der Nationalen Agentur für Schutzgebiete) übernommen und mit angemessenen Mitteln ausgestattet werden.

Der Holzeinschlag in Pufferzonen auf Staatsbesitz muss gestoppt werden, bis neue Managementpläne in Übereinstimmung mit den Richtlinien der UNESCO/IUCN sowie der EU entwickelt sind. Die Managementpläne aller UNESCO-Weltnaturerbestätten sowie der Nationalparks (inkl. Zonierung) müssen entsprechend den Empfehlungen des UNESCO / IUCN-Berichts überarbeitet werden.

Im Detail schließt der Abschlussbericht des UNESCO-Welterbezentrums und der IUCN mit den folgenden Empfehlungen:

… Definition eines für die Pufferzonen spezifischen Waldmanagagementplans, der dem Ziel entspricht, die Konsistenz und Koordination über alle Pufferzonen innerhalb des Schutzgebietes hinweg sicherzustellen, und das die natürliche und unbeeinflussten, fortschreitenden Alterungsprozesse der Buchenwaldökosysteme in der Pufferzone fördert. Dieses Regime sollte einen ökologischen Übergang zwischen den UNESCO-Kerngebieten und den umgebenden Waldökosystemen mit einem hohem ökologischen Wert gewährleisten, einschließlich derjenigen in den Pufferzonen sowie – im Falle Rumäniens – der Waldgebiete, die im „Nationalen Katalog der Ur- und Quasi-Urwälder“ gelistet sind.

Dieses Regime sollte natürlichen Prozessen Vorrang einräumen und auf einem „Proforestation“-Ansatz (Förderung natürlicher Waldwicklung) aufbauen sowie auf klaren Leitlinien für angepaßte Interventionsmaßnahmen und deren Grenzen – im Sinne des Beschlusses 43 KOM 7B.13 des Welterbekomitees (Anmerkung: „Gewährleistung eines angemessenen Pufferzonenmanagements um ungestörte natürliche Prozesse zu unterstützen“).

Dies könnte die Einrichtung eines funktionellen Netzwerks von „alternden“ und „Seneszenz“-Waldflächen in den Pufferzonen umfassen, um so zur Stärkung und Erweiterung der Buchen – Natur- und Urwald-Ökosysteme (im gesamten UNESCO Gebiet; Anmerkung) beizutragen und um die natürlichen Prozesse zu unterstützen, die zur deren langfristigen Erhaltung und Natürlichkeit führen:

– „Reforestation“-Bemühungen sollten als Management-Massnahmen verstanden werden, die die natürliche Verjüngung und Entwicklung der Baumbestände fördern.
– „als Alterungs-Bestände“ gelten Waldflächen, die so bewirtschaftet werden, dass die Bäume über ihr übliches Rotationsalter hinaus reifen können, bis hin zur doppelten Lebensdauer im Wirtschaftswald (200 bis 240 Jahre im Fall von Rumänien).
– „Seneszenz-Bestände“ sind Waldbestände, die bewusst und vollständig einer spontanen natürlichen Entwicklung überlassen werden, bis die Bestände vollständig zusammenbrechen und der natürliche Waldzyklus wieder neu beginnt.

Die UNESCO / IUCN fordert den rumänischen Vertragsstaat außerdem auf, „illegale Holzeinschlagaktivitäten in den beiden Nationalparks zu bekämpfen und strafrechtlich zu verfolgen“, „Pläne zur Modernisierung der Nationalstraße 66A wegen der möglichen Auswirkungen des Projekts auf die ökologische Integrität des Welterbegebietes aufzugeben“ und „das Welterbezentrum über jeden Plan zu informieren, Wasserkraftanlagen innerhalb der Welterbegebiete und ihrer Pufferzonen zu erweitern / nachzurüsten – bevor eine Entscheidung getroffen wird“.

Abholzung von alten Buchen (300-400 Jahre) in der Pufferzone der UNESCO-Weltnaturerbestätte Domogled – Valea Cernei (Iauna Craiova)
Informelle IUCN Mission (2018) in die Waldwildnis des Domogled-Nationalparks / UNESCO-Weltkulturerbes (Pufferzone).

„Baum-Friedhof“ mit teils uralten Buchen mitten im Domogled Nationalpark bzw. in der UNESCO Welterbe Bufferzone.
Die ökologisch sehr wertvollen Buchen- Ur- und Natururwälder im Cernisoara-Gebiet (Domogled Nationalpark / UNESCO Pufferzone) weisen den gleichen „universellen Wert“ wie die Buchenwälder im UNESCO-Kerngebiet auf – und müssen daher erhalten werden.

 

 

 

 

Massive Abholzungspläne bedrohen Bârnova – Repedea Natura 2000-Gebiet in Rumänien

Rumänische Regierung ignoriert weiterhin EU Recht.

Rumänische Nichtregierungsorganisationen und lokale Aktionsgruppen schlagen Alarm, denn die Abholzungspläne in den Natura-2000-Gebieten ROSPA0092 Pârdurea Bârnova und ROSCI0135 Pădurea Bârnova – Repedea gefährden die biologische Vielfalt, die natürlichen Lebensräume sowie die Lebensqualität im Stadtgebiet und den Ökotourismus. Die Dimension der Abholzungspläne in den geschützten Eichenmischwäldern in der Nähe der Stadt Iași, das Fehlen eines ordnungsgemäßen Managementplans mit angemessenen Erhaltungsmaßnahmen für das Vogelschutzgebiet sowie fehlende Umweltverträglichkeitsprüfungen für beide Gebiete sind offensichtlich Verstöße gegen EU Recht.

Aufgrund eines von der NGO Agent Green eingeleiteten Gerichtsverfahrens sind sich das rumänische Umweltministerium und die lokalen Behörden eigentlich dieser rechtlichen Mängel seit Frühjahr 2020 bewusst. Sie haben jedoch keine geeigneten Maßnahmen ergriffen, um diesen Rechtsverstoß zu beheben. Das Ausbleiben jeglicher Reaktion des rumänischen Staates widerspricht offenbar auch dem Vorsorgeprinzip, das der Natura-2000-Gesetzgebung zugrunde liegt.
Das Gebiet wurde durch den Erlass des Ministeriums für Umwelt und nachhaltige Entwicklung Nr. 1964 vom 13. Dezember 2007 zum Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung als integraler Bestandteil des europäischen ökologischen Netzwerks für Lebensräume und Vögel, Natura 2000, in Rumänien erklärt. Es handelt sich um ein natürliches Gebiet (Laubwälder, Wälder im Übergang, Weiden, Wiesen, Ackerland, Bachzufluss des Bârlad-Tals), das in der kontinentalen biogeografischen Region der zentralen moldawischen Hochebene liegt und eine vielfältige Flora und Fauna beherbergt und bewahrt. Das Naturgebiet verfügt über zwei Arten von natürlichen Lebensräumen – Asperulo-Fagetum-Buchenwälder und dakische Eichen- und Hainbuchenwälder -, die Lebensraum für verschiedene Arten von beispielsweise Kleinsäugern, Vögeln und Insekten bieten und seltene Pflanzen- und Pilzarten schützen.
Von den insgesamt etwa 14.000 Hektar Wald im Gebiet der beiden Natura 2000-Gebiete sind nur etwa 102 Hektar alte Wälder als Reservate mit einem Eingriffsverbot geschütztl – das sind weniger als ein Prozent der gesamten Waldfläche im Natura 2000-Gebiet. Die verbleibenden 99% der Wälder befinden sich in einem intensiven Einschlagsregime.
In den letzten 10 Jahren wurden 180 Hektar Naturwald abgeholzt. Und die Behörden haben die Entnahme von über 750.000 Kubikmetern Holz in den nächsten 10 Jahren genehmigt, ohne eine angemessene Umweltverträglichkeitsprüfung im Rahmen von Natura 2000 durchzuführen.

Die Natura 2000-Schutzgebiete ROSPA0092 Pârdurea Bârnova und ROSCI0135 Pădurea Bârnova – Repedea liegen weniger als 5 Kilometer von der Stadt Iași entfernt und dienen somit als wichtiges Erholungsgebiet und sind von hoher Bedeutung für die Luftqualität. Die beiden Schutzgebiete überschneiden sich in den meisten Teilen, ROSPA0092 misst 12684,80 Hektar und ROSCI0135 12236,20 Hektar. Die Stadt Iași befindet sich wegen schwerer Luftverschmutzung bereits in einem Vertragsverletzungsverfahren bei der Europäischen Kommission.
Trotz des weiteren Vertragsverletzungsverfahren, das die Europäische Kommission im Februar 2020 wegen weit verbreiteter Zerstörung von Wälder in Natura 2000-Gebieten gegen Rumänien eröffnet hat, geht der Holzeinschlag jedoch ohne angemessene Umweltverträglichkeitsprüfungen und Erhaltungsmaßnahmen für geschützte Lebensräume und Arten weiter.

ROSPA0092 zeichnet sich laut dem EU-Standarddatenformular als wichtiger Lebensraum für den Uhu (Bubo bubo, die größte Eule Europas) aus und es gibt mindestens 115 weitere Vogelarten, darunter einige seltene, gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten.

Leider verfügt ROSPA0092 über keinen Managementplan und auch Mindestschutzmaßnahmen sind nicht festgelegt, obwohl seit der Ausweisung dieses Schutzgebietes 13 Jahre vergangen sind. ROSCI0135 Bârnova Forest – Repedea hätte gemäß Artikel 4.4 der Europäischen Fauna-Flora-Habitat Richtlinie innerhalb von maximal 6 Jahren nach Einreichung des Gebiets von gemeinschaftlicher Bedeutung (SCI) bei der EU als besonderes Schutzgebiet (SAC) ausgewiesen werden sollen. Diese Ausweisung als „SAC“ ist bis heute nicht erfolgt.
Beide Gebiete werden derzeit von Romsilva über ihr Regionalbüro Iași verwaltet.
„Wir sprechen hier von einem Schutzgebiet, von dem nur ein Prozent wirklich geschützt ist. Es ist eine nationale Schande. Wir fordern das Umweltministerium auf, das streng geschützte Gebiet auf mindestens 50 Prozent der Fläche der Schutzgebiete zu vergrößern und hier einen neuen Naturpark einzurichten“ sagte Veronica Tulpan, Koordinatorin der Kampagne mit Agent Green.

Mehr als 12.000 Menschen aus der Region Iași unterzeichneten kürzlich eine Petition zum Schutz der Wälder von Iași. Die Unterzeichner*innen, Agent Green wie auch zahlreiche lokale Organisationen fordern die rumänische Regierung dazu auf:
– Das streng geschützte Gebiet in den Natura 2000-Schutzgebieten von Bârnova-Repedea von einem Prozent auf mindestens 50 Prozent zu erhöhen, indem es in die funktionale Kategorie T I (non intervention) aufgenommen wird. Der Rest der Schutzgebiete muss in die Funktionskategorie T II (eingeschränkte Forstwirtschaft) aufgenommen werden.
– Einrichtung des Schutzgebietes von nationalem Interesse „Naturpark Bârnova – Repedea“, das mit den Schutzgebieten von europäischem Interesse (Natura 2000) Bârnova – Repedea überlagert wird.
– Ein sofortiges Moratorium für alle Einschlagsgenehmigungen und die Aussetzung der Waldbewirtschaftungspläne bis zur Verabschiedung eines Nachtrags und der Fertigstellung der entsprechenden Umweltverträglichkeitsprüfung und des Managementplans für Natura 2000. Insbesondere darf in einem Schutzgebiet am Rande einer Großstadt kein progressiver Holzeinschlag erfolgen, bei dem alle ausgewachsenen Bäume gefällt werden. Die Forstreviere müssen über eine Datenbank mit allen Biotopbäume verfügen.
– Stoppt des Baus der neuen Forststraßen. Für die vier im Bau befindlichen Forststraßen gibt es weder eine Genehmigung noch eine angemessene Umweltverträglichkeitsprüfung. Die Straßen sind ausschließlich für die massive Nutzung des Waldes geplant und haben in einem Natura 2000-Gebiet nichts zu suchen. Das derzeitige Netz von Forststraßen ist ausreichend für Eingriffe bei Naturkatastrophen oder zur Rettung von Menschenleben (z.B. Touristen).

 

Amazonas? Nein, Bârnova – Repedea forest in Romania.

Schutz der Urwälder in Rumänien wird völlig vernachlässigt

++ Neuer Bericht zeigt: Riesige Urwaldgebiete werden nicht im „Nationalen Katalog der Urwälder“ registriert ++ Behörden blockieren oder „verlieren“ Studien über Urwaldgebiete und vereiteln so deren Schutz  ++

Das Versäumnis der rumänischen Regierung, die verbleibenden Urwälder des Landes zu schützen, wird in dem heute von Agent Green und EuroNatur veröffentlichten Bericht „Failing our Last Great Forests“ deutlich.


Der Bericht analysiert Daten im Zusammenhang mit Rumäniens „Nationalem Katalog der Urwälder“ und deckt klare Pflichtverletzungen und Misswirtschaft auf, die direkt zur Abholzung der wertvollen Urwälder Rumäniens geführt haben. Bisher wurden durch den nationalen Urwaldkatalog nur 30.062 Hektar geschützt – Zielvorgabe waren ursprünglich 400.000 Hektar. Agent Green und EuroNatur schätzen, dass seit 1999 mindestens 110.000 Hektar wertvoller Wälder verloren gegangen sind.

„Dieses Versagen des staatlichen Naturschutzes ist kein Zufall. Es zeigt den klaren Mangel an politischem Willen auf Kosten der letzten großen Wälder Europas – und das direkt vor unseren Augen. Von den wenigen geschützten Wäldern sind viele das Ergebnis unserer Protestbewegung in den Bergen von Semenic und Tarcu“, sagt Gabriel Paun von Agent Green.


Der Bericht enthüllt Einzelheiten zu 24.260,56 Hektar Urwäldern. Nichtregierungsorganisationen und wissenschaftliche Einrichtungen, die von der Regierung genau dazu eingeladen wurden, haben Studien zur Qualität der Wälder verfasst. Diese Studien wurden beim zuständigen Ministerium eingereicht, damit die Urwälder in den Nationalen Katalog eingeschrieben werden. Das schockierende Resultat: 80 Prozent dieser eingereichten Studien wurden entweder abgelehnt, blockiert, zur Überarbeitung zurückgegeben oder von den Behörden in verschiedenen Phasen des Prozesses sogar verloren. Den Urwäldern wurde somit der Schutz im Katalog verwehrt.

Übersichtstabelle:

Wissenschaftler haben zur Erstellung der Studien über lange Zeiträume mühsame Forschung betrieben und oft an abgelegenen Orten mit erheblichen Kosten gearbeitet, um die schützenswerten Wälder zur Aufnahme in den Urwaldkatalog einzureichen. Dass ihre Studien sogar von rumänischen Beamten verloren wurden, zeigt das Desinteresse der Behörden am effektiven Schutz der Urwälder ihres Landes.

Die Korrespondenz mit rumänischen Beamten hat eine erhebliche Differenz in der Anzahl der eingegangenen und anerkannten Berichte zwischen verschiedenen Regierungsstellen ergeben. Das Umweltministerium gibt an, nur Studien für 42 Waldgebiete mit einer Fläche von 9.382,70 Hektar erhalten zu haben. Der rumänische Forstdienst bestätigt allerdings die Annahme von Studien für 105 Gebiete mit einer Fläche von 24.260,54 Hektar. Für die inkonsistenten Daten gibt es bisher keine Erklärung.

„Wir haben es in Rumänien mit einem Bermuda-Dreieck-Syndrom zu tun. Die Urwälder verschwinden. Zum Beispiel wurden die alten Wälder von Coltii Balei im Landkreis Buzau ursprünglich als Teil des Katalogs akzeptiert. Dies wurde den Erstellern der entsprechenden Studien so mitgeteilt. Offiziell wurden sie aber nie in den Urwald-Katalog aufgenommen“, fügte Paun hinzu.


„Das Prüfverfahren für den ‚Nationalen Katalog der Urwälder‘ waren unprofessionell und wurden schlecht verwaltet. Die letzten großen Ur- und Naturwälder Europas verdienen ein Höchstmaß an Schutz. Schnelles Handeln ist von entscheidender Bedeutung. Doch bürokratische Hürden und schwerwiegende Misswirtschaft lassen einen systembedingten Mangel an Sorgfalt und Ernsthaftigkeit hinsichtlich des Schutzes des einzigartigen Walderbes Rumäniens erkennen“, sagte Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.


EuroNatur und Agent Green fordern das rumänische Umweltministerium auf, alle verbleibenden Ur- und Naturwälder unverzüglich zu schützen. Die EU hat bereits ein Vertragsverletzungsverfahrens gegen die rumänischen Behörden wegen illegalen Holzeinschlags in seinen Natura 2000-Gebieten eingeleitet – diese Beschwerde wurde ebenfalls von EuroNatur und Agent Green eingereicht.

Hintergrundinformationen:
Der Bericht „Failing our Last Great Forests“ ist hier zu finden: LINK

Der PRIMOFARO-Bericht (Natur- und Urwaldgebiete Rumäniens) von EuroNatur und Agent Green zeigt, dass Rumänien immer noch mehr als 525.000 Hektar potenzielle Natur- und Urwälder beherbergt, mehr als jeder andere EU-Mitgliedstaat (außerhalb Skandinaviens).

Boia Mica ist eines der wildesten Gebirgstäler Europas. Trotzdem wurde es bisher nicht in den „Nationalen Katalog der Urwälder“ aufgenommen …