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„Reactive Mission“ von UNESCO und IUCN in Welterbegebieten in Rumänien

++Vertreter von UNESCO und IUCN in den rumänischen Karpaten unterwegs ++ Urwaldschützer haben bereits zuvor auf Kahlschläge verwiesen ++ Verschleierungstaktik der staatlichen Forstbehörde Romsilva vereitelt ++

Mitte November 2019 hat eine „reactive mission“ von UNESCO und IUCN in Weltnaturerbegebiete in den rumänischen Karpaten statt gefunden. Der Grund dafür waren zuvor geäußerte Sorgen von Naturschützern über massive Abholzungen in Naturwäldern in Bufferzonen von rumänischen UNESCO Welterbegebieten. Die

Die UNESCO / IUCN  Zumindest bei einem Treffen am 18.11.2019 im Baile Herculane Wald im National Park Domogled – Valea Cernei waren auch zwei Aktivisten von Agent Green dabei. Von rumänischer Seite waren u.a. der

Leiter von Romsilva, Mihailescu, sowie zahlreiche Förster und zwei Delegierte des Umweltministeriums bei den Treffen anwesend.

Die vier Hauptthemen der Diskussion am Montag waren der Bau der Nationalstraße DN66A, die Waldgebiete in den UNESCO Weltnaturerbe Pufferzonen sowie Weidewirtschaft in diesen und geplante Wasserkraftwerke in Rumänien.

EuroNatur und Agent Green waren nicht zur Exkursion in die Wälder eingeladen. Vermutlich, damit Romsilva den Vertretern der internationalen Institutionen lediglich intakte Wälder zeigen konnte, um so ihre Lüge, dass in Rumäniens Wäldern alles in Ordnung sei, zu untermalen. Um dies zu verhindern, hatten EuroNatur und Agent Green zuvor jedoch einen Brief mit Hintergrundinformationen sowie mit Hinweisen auf nahegelegene Kahlschläge an die Delegation geschickt, sodass diese einen Besuch auch auf diesen Flächen einfordern konnten. Somit konnten die Vertreter auch die fatale Realität in Rumäniens Wäldern sehen. Sie besuchten beispielsweise den Kahlschlag im Craiova Tal und der Oplesata Bergspitze, die an die UNESCO Kernzonen angrenzen. Außerdem besuchten die Delegierten die Gebiete Arjana und Dobraia, wo sie sich von den Folgen der Waldbrände im Domogled National Park ein eigenes Bild machen konnten. Zuvor hatten sie bereits das Gebiet in Ciucevele Cernei besucht, in dem EuroNatur und Agent Green im Juli 2019 gemeinsam mit Robin Wood gegen den Bau der National Straße DN66A protestiert hatten. Der Bau der Straße würde eine massive Zerstörung wertvoller Wälder verursachen. Auch die Delegation von UNESCO und IUCN betonte erneut, dass vor dem Bau eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung über die Auswirkungen auf die Wälder in diesen Gebieten durchgeführt werden müsse – und zwar bevor weiter gebaut wird.

Im Gespräch konnten die Aktivisten von Agent Greenvor allem auf die zahlreichen weiteren Abholzungen in UNESCO Weltnaturerbe-Pufferzonen hinweisen sowie auf die mangelnde Umsetzung der IUCN-Kriterien von mindestens 75% Kernzonen in Nationalparks. Bereits im Juli dieses Jahres wurde Rumänien für seinen Umgang mit seinen Teilen der Welterbegebiete vom UNESCO Welterbe-Komitee gerügt. EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer drückte schon damals seine Sorgen um das Welterbegebiet aus: „Es steht zu befürchten, dass diese außerordentliche Welterbestätte bald den Status „gefährdet“ erhält – und das schließt dann auch die deutschen Gebiete mit ein. Das Management der rumänischen Flächen wurde in den vergangenen Jahren nicht verbessert, nun muss schnell gehandelt werden. Das Welterbe-Komitee betritt mit seiner Ankündigung einer erneuten Begutachtung der Welterbeflächen schon die Eskalationsstufe 1. Wir hoffen, dass dieser Druck die rumänische Regierung endlich zum Umdenken bringt. Rumänien hütet einen Urwald-Schatz, der fast überall in Europa längst verloren ist“.

Insgesamt zeigte der Besuch, dass sowohl die UNESCO als auch IUCN die Geschehnisse in Rumäniens Wäldern im Blick behalten. Vertreter beider Institutionen drängen sowohl auf eine umfassendere Prüfung von Auswirkungen von Infrastrukturprojekten auf die Wälder als auch auf einen besseren Umgang mit diesem Naturschatz. Sie fordern verstärkte Schutzbemühungen von Rumänien ein. Ein detaillierter Bericht der Delegation, der diese Punkte hoffentlich mit klaren Aussagen beinhalten wird, wird demnächst folgen.

Wald im Domogled National Park © Matthias Schickhofer

Rumänien: Abholzgenehmigung im National Park Domogled – Valea Cernei durchs Ministerium widerrufen

Agent Green ist es gelungen 20 Parzellen an intaktem und sehr naturnahem Buchenwald im National Park Domogled – Valea Cernei/UESCO-Weltnaturerbe und im Naturpark Mehedinti zu retten. Die jeweiligen Abholzungsgenehmigung wurden gestoppt.

Die Natur im Domogled – Valea Cernei National ist von außergewöhnlichem Wert. So kostbar, dass einige der primären und alten Buchenwälder des Parks zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurden.
Leider wurde nur ein Bruchteil dieser wertvollen alten Buchenwälder in das UNESCO – Weltkulturerbe, in die streng geschützte Zone des Nationalparks aufgenommen oder als Waldreservat ausgewiesen (nach dem rumänischen „Katalog von „Urwälder “).

Anscheinend hat das staatliche Forstmanagement Romsilva (auch die Parkverwaltung) mehr als 50% der Wälder des Parks außerhalb der Schutzzone gehalten, höchstwahrscheinlich um diese abholzen zu können. So dringen die Motorsägen und Fortmaschinen immer tiefer in die natürlichen Buchenwälder ein. Jahrhunderte alte Bäume fallen. Und das, nur unweit des UNESCO-Weltnaturerbes, in dem die gleiche Walgesellschaft wegen ihres „herausragenden universellen Wertes“ unter Schutz steht.

 

Im Jahr 2018 erteilte Romsilva die Erlaubnis zur Abholzung von 20 Parzellen in einigen der wertvollsten Waldlandschaften des Parks. So etwa dem unberührten Radoteasa-Tal in der Produktionseinheit Cernisoara (2B, 25, 27C, 45B, 45C). Dieses wunderschöne Tal war bis 2017 größtenteils unberührt. Dann wurde eine neue Forststraße brutal in die westlichen Hänge gegraben und die Abholzung begann.

Fünf Parzellen im Naturpark Mehedinti (südlich angrenzend an den Nationalpark Domogled – Valea Cerni) waren ebenfalls zur Abholzung vorgesehen. Dort wurde eine Forststraße gebaut. Diese bot Zugang zum alten Buchenwald auf einem einzigartigen Kalksteinplateau. 10.000 Kubikmeter (über 6000 Buchen) sind allein in der ersten Phase für die Abholzung vorgesehen.

 

 

Agent Green informierte die Justizbehörden über die Waldparzellen, die trotz ihres hohen Naturschutzwertes zur Abholzung freigegeben wurden, und forderte die Erlaubnis zur Abholzung auszusetzen, um den ökologischen Status dieser potenziellen Urwälder (vor Ort) überprüfen zu können. Wenn ihre ökologische Unversehrtheit bestätigt ist, müssen diese Wälder in den nationalen „Katalog der Urwälder“ aufgenommen werden.

 

15 der umstrittenen Waldparzellen befinden sich im Nationalpark Domogled – Valea Cernei und fünf im Naturpark Mehedinti. Am 12. November 2019 folgten die Justizbehörden der Beschwerde von Agent Green und verpflichteten die zuständigen Forest Guard von Valcea, alle Parzellen zu überprüfen und für Studien auf ihrer Webseite zu veröffentlichen, wie dies gesetzlich vorgeschrieben ist (OM 2525/2016).

 

Agent Green: „Dies ist ein wichtiger Erfolg in Bezug auf den Naturschutz und die Umsetzung der Waldschutzgesetze in Rumänien.
Leider ist dies jedoch noch nicht die endgültige Entscheidung, da die betroffenen lokalen Forstverwaltungen Berufung einlegen könnten. “

Darüber hinaus hat Agent Green den Forest Guard von Valcea über weitere große Gebiete mit potenziellen Urwäldern in 708 Waldparzellen im Nationalpark Domogled – Valea Cernei und im Naturpark Mehedinti informiert.
In der Antwort an Agent Green sagte der Forest Guard (unterzeichnet von Herrn Zarnescu), dass sie alle 708 Parzellen disqualifiziert haben(also nicht in den Nationalen Katlaog aufnehmen wollen), weil diese nicht genügend Artenvielfalt aufweisen, da sie aus reinen Buchenwälder bestehen.

Für Agent Green ist dies ein „gewaltiger Missbrauch“ der Entscheidungsgewakt und deutet stark auf einen Mangel an Qualifikation oder Interesse des Forest Guard hin. Für diesen ist es sicherlich nicht möglich, die Artenvielfalt von einem Schreibtisch aus zu beurteilen. So alte und naturnahe Wälder verdienen einen sicheren und umfassenden Schutz, insbesondere wenn sie sich innerhalb eines Nationalparks, einer Pufferzone der UNESCO-Weltnaturerbestätte und eines Natura 2000-Gebiets befinden, argumentiert Agent Green.

Agent Green und die EuroNatur Stiftung fordern:
– Alle Holzeinschlagsgenehmigungen in Ur- und Naturwäldern in Nationalparks und Pufferzonen des UNESCO-Welterbes müssen annulliert und die Abholzungen sofort eingestellt werden.
– Alle Ur- und Naturwälder im Nationalpark und den Pufferzonen des UNESCO-Weltnaturerbes werden als abholzungs-freie Zonen ausgewiesen und erhalten werden (z. B. Kernzonen vergrößert, UNESCO-Stätten erweitert, Nationaler Katalog der Urwälder ordnungsgemäß umgesetzt). Da fast alle Wälder in den UNESCO-Pufferzonen unter der Verwaltung und dem Eigentum des rumänischen Staates stehen, sollte dies ohne eine finanzielle Entschädigung von privaten Waldbesitzer möglich sein.
– Nationalparks und UNESCO-Welterbestätten müssen als Orte gesichert und gefördert werden, an denen der Naturschutz von größter Bedeutung ist und die über eine angemessene Finanzierung verfügen. Das weltweite Best-Practice-Management muss den Schutz, die Förderung und die Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme und nicht die Ausbeutung natürlicher Ressourcen in den Vordergrund stellen.

 

Rumäniens Domogled National Park: Abholzungen in Ur- und Naturwäldern bedrohen UNESCO Weltnaturerbe

Der Nationalpark Domogled – Valea Cernei in den Südkarpaten ist eine der bedeutendsten Naturlandschaften der EU: steile Kalkfelsen, Bergwiesen, heiße Quellen, endemische Schwarzkiefern und riesige Buchenwälder. Daher wurde das Gebiet zu einem Nationalpark (übrigens dem größten Rumäniens), einem Natura 2000-Schutzgebiet und zu einem Bestandteile des transnationalen UNESCO Weltnaturerbes zum Schutz der europäischen Buchenwälder erklärt. Mehr als 50% der Wälder im Nationalpark wurden jedoch nicht in die Kernzone des Parks aufgenommen. Die Konsequenz ist, dass diese von den rumänischen Staatsforsten Romsilva wie Wirtschaftswälder behandelt und inmitten dieses wertvollen Nationalparks sogar Ur- und Naturwälder abgeholzt werden.

Erst vor einer Woche, Ende Oktober, hatte in dem Gebiet ein großer Waldbrand wertvolle Wälder zerstört und umliegende Dörfer bedroht. Die zuständigen Behörden in Bukarest waren aber nicht fähig, den Brand im Schutzgebiet wirksam zu bekämpfen. Erst eine Regenfront führte zu einer Entspannung der Situation.

Die nächste schlechte Nachricht folgte am Sonntag (03.11.): Wanderer entdeckten frische Abholzungen in uralten Buchenwälder, die offenbar von der Nationalparkverwaltung (die von Romsilva kontrolliert wird) genehmigt worden waren. Die Abholzung von alten Buchenwäldern fanden direkt an der Grenze der UNESCO Kernzone „Iauna Craiova“ statt. Die Bilder, die uns übermittelt wurden, zeigen brutale Abholzungen in einem sehr wertvollen Buchenurwald. Weitere uralte Buchen sind bereits für die Holzfäller markiert.

Frische Abholzungen bedrohen das UNESCO Weltnaturererbe-Teilgebiet Iauna Craiova; ©Alexandru Teleaga
©Alexandru Teleaga

Das transationale Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ erstreckt sich über 12 Länder. Jede vorsätzliche Beschädigung eines Teilgebietes in einem der Länder bedroht das gesamte Weltnaturerbegebiet. Denn die UNESCO könnte beschließen, das gesamte Gebiet, also in allen 12 Ländern, von der Liste zu streichen. Auch Standorte wie der Serrahn und der Jasmund Nationalpark in Deutschland oder der Kalkalpen Nationalpark in Österreich würden dann ihren Welterbestatus verlieren.
Erst im Juli 2019 wurde Rumänien vom UNESCO Welterbekomitee wegen der  Abholzungen in UNESCO-Pufferzonen gerügt. Aber anscheinend hat diese Entscheidung der UNESCO die Manager von Romsilva wenig beeindruckt.
EuroNatur und Agent Green hoffen, dass die neue rumänische Regierung dem internationalen Ruf des Landes mehr Gewicht beimisst als das gefallenen Vorgänger-Kabinett von Premierminister Dancila – und die internationalen Gesetze und Konventionen zum Schutz des einzigartigen rumänischen Walderbes ernst nimmt.

©Alexandru Teleaga