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Mehr Gerechtigkeit für ermordete Waldschützer durch internationalen Druck

Ein Zusammenschluss von Naturschutz-Organisationen forderte in einer internationalen Petition mehr Gerechtigkeit und eine unparteiische Untersuchung im Mordfall Liviu Pop, Förster und Waldschützer in Rumänien. Die Petition war erfolgreich: Dank der großen Solidarität wird das Verfahren nun an den obersten rumänischen Gerichtshof übertragen.

Vor einigen Wochen wurden in nur einem Monat zwei Förster in Rumänien getötet. Beide hatten sich für den Schutz der Wälder eingesetzt und illegale Abholzungen gemeldet. Der erste von ihnen war Raducu Gorcioaia, der sich schon seit vielen Jahren für den Erhalt der rumänischen Wälder einsetzte. Es folgte die Tötung von Liviu Pop, der eine Frau und drei kleine Kinder hinterlässt. Beide haben illegale Abholzungen aufgedeckt und haben dies mit ihrem Leben bezahlt.
Die Kriminalität in Rumäniens Wäldern ist schockierend. Nicht nur werden jährlich mehr als 20 Millionen m3 Holz – auch in Schutzgebieten – illegal eingeschlagen, auch Förster und Waldschützer werden brutal attackiert und mitunter sogar getötet. Allein in den letzten 5 Jahren wurden 6 Morde und über 650 Attacken von der rumänischen Forstgewerkschaft registriert.

Gemeinsam mit Declic, Greenpeace Rumänien sowie WeMove forderten EuroNatur und Agent Green Gerechtigkeit für die Ermordeten. Hierzu baten sie mit Hilfe einer internationalen Petition um Unterstützung. In nur wenigen Tagen wurde die Petition von über 100.000 Menschen unterschrieben. Der Fall Liviu Pop wurde zuerst von der Staatsanwaltschaft in Maramures behandelt, wo auch der Mord verübt wurde, behandelt. Es wurde jedoch eine Verbindung zwischen dem zuständigen Anwalt, den mutmaßlichen Mördern sowie den Profiteuren der illegalen Holzgeschäfte vermutet. Beim Gericht in Bukarest ist davon auszugehen, dass es unparteiisch ist. Daher die Forderung der Organisationen, die Untersuchungen dort fortzuführen.
Noch bevor wir die Petition übergeben konnten, war der Druck groß genug: Am 22.November 2019 wurde nun vom Generalstaatsanwalt beschlossen, dass das Verfahren vom Gericht in Maramures ins oberste rumänische Gericht in Bukarest verlegt wird.

„Wir sind froh darüber, dass es nun eine größere Chance für ein gerechtes Verfahren gegen die mutmaßlichen Mörder von Raducu Gorcioaia und Liviu Pop gibt. Dennoch sind die Probleme in Rumäniens Wäldern noch längst nicht gelöst. Solange weiterhin Korruption und illegale Abholzungen auf der Tagesordnung stehen, sind Förster und Waldschützer nicht sicher. Rumänien muss dringend konsequent gegen die illegalen Praktiken und die Korruption im Forstsektor vorgehen. Nur so werden der Wald und die Menschen in Rumänien, die sich für seinen Schutz einsetzen sicher geschützt.“, betont Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.

Hier die offizielle Bekanntgabe. 

Frische Abholzungen im Domogled National Park ©Alexandru Teleaga

EuroNatur und Agent Green: Rumänien muss den Kampf gegen Mafia und Korruption im Forstsektor intensivieren

In Rumänien nehmen Verbrechen in den Wäldern und Gewalt gegen Behördenvertreter und Naturschützer zu. Die jüngsten Vorfälle, bei denen – innerhalb von nur vier Wochen – zwei Förster getötet wurden, zeichnen ein schockierendes Bild der Kriminalität im rumänischen Forstsektor: Illegaler Holzeinschlag und kriminelle Praktiken, einschließlich mafiöser Drohungen gegen Behörden und Nichtregierungsorganisationen, und zuletzt die Morde zeigen das Ausmaß der Problematik. Daher fordern EuroNatur und ihre rumänische Partnerorganisation Agent Green die neue rumänische Regierung nachdrücklich auf, den Kampf gegen illegalen Holzeinschlag und Korruption als oberste Priorität zu behandeln.

Selbst offizielle Quellen belegen die weit verbreiteten kriminellen Praktiken im rumänischen Forstsektor: Laut durchgesickerter Informationen aus dem bislang nicht vollständig veröffentlichten zweiten nationalen Waldinventar basiert mehr als die Hälfte der 38 Millionen Kubikmeter jährlichen Holzernte in Rumänien auf nicht genehmigten Managementplänen. Diese große Zahl nicht genehmigter Holzeinschläge impliziert, dass illegale Praktiken in Verbindung mit Korruption im ganzen Land und auf allen Ebenen des Forstsektors allgegenwärtig sind, von Waldarbeitern über die Polizei bis hin zu hochrangigen Beamten in Bukarest.

„Wir möchten den Familien von Raducu Gorcioaia und Liviu Pop unser tief empfundenes Beileid aussprechen. Diese tragischen Fälle sind nur die Spitze eines riesigen Eisbergs aus Korruption, illegalen Holzeinschlägen, Bedrohungen im Mafia-Stil und anderen Verbrechen im rumänischen Forstsektor. Europa muss mehr Aufmerksamkeit auf die Zerstörung dieses großen europäischen Naturschatzes in Rumänien lenken, der das europäische Pendant zum Amazonas-Regenwald in Südamerika bildet . Rumänien muss dringend und konsequent gegen Mafia-Netzwerke und Korruption, vor allem im Forstsektor, vorgehen “, sagte Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.

„Die Flut von Angriffen auf Naturschützer, die zuletzt in den beiden Morden gipfelte, ist ungeheuerlich. Wir sind wütend und besorgt darüber, dass die Mörder und Angreifer oft straffrei davonkommen. Dass passiert immer wieder. Die rumänischen Behörden haben bisher keine großen Anstrengungen unternommen, um den illegalen Holzeinschlag zu stoppen oder Waldschützer besser zu schützen. Staatliche Waldarbeiter, Journalisten und NGOs fühlen sich bedroht. Wir fordern die neue Regierung auf, umgehend dafür zu sorgen, dass die App ‚Forest Inspector‘ wieder voll funktionsfähig ist, und ein konzertierter nationaler Polizeieinsatz zur Bekämpfung der Waldmafia durchgeführt wird, bevor die letzten großen Ur- und Naturwälder Europas für immer verschwunden sind,“ erklärt Gabriel Paun, Präsident der NGO Agent Green.

Auch Gabriel Paun, der regelmäßig Nachforschungen bzgl. der Kahlschläge in Rumäniens Wäldern betreibt, wurde bei diesen bereits mehrfach von Kriminellen angegriffen. Nun ist endlich einer dieser Fälle vor Gericht. „Die Anklage gegen die Angreifer dauerte viereinhalb Jahre. Der Angriff wurde aufgezeichnet, es gab Videomaterial, es gab viele Beweise und somit waren die Angreifer eigentlich bekannt. Trotzdem hat es solange gedauert. Die ganze Zeit über waren die Täter auf freiem Fuß und so fürchtete ich in den letzten Jahren stets um mein Leben. Ich hatte Angst, dass sie mich finden und beenden, was sie angefangen haben “, sagte Gabriel Paun.

Unser aufrichtiges Beileid gilt den Familien und Freunden der Opfer. Sie haben ihr Leben verloren, als sie sich für die Umwelt eingesetzt haben und als sie Rumäniens Paradieswälder schützen wollten. Wir hoffen sehr, dass Förster, Ranger und Waldarbeiter in Rumänien – und anderswo – in Zukunft ohne Bedrohungen von Leib und Leben arbeiten können.

 

 

Die rumänische EU-Präsidentschaft im Rampenlicht – und damit auch die Zerstörung der Urwälder

EuroNatur und Agent Green fordern Rumänien und die EU auf, die Urwälder zu schützen. Ein Zähler veranschaulicht die illegale Waldzerstörung in Echtzeit.

Rumänien hat bis 30. Juni die EU-Ratspräsidentschaft inne – zum ersten Mal seit dem EU-Beitritt. Die Stiftung EuroNatur und die rumänische Naturschutzorganisation Agent Green nutzen diese Gelegenheit, um die internationale Aufmerksamkeit auf das Abholzungsdrama zu lenken: Rumäniens riesige unberührte und natürliche Wälder verschwinden mit erschreckender Geschwindigkeit. Ein Zähler informiert über die Anzahl der illegal in Rumänien geschlagenen Bäume während der Zeit der EU-Ratspräsidentschaft  – seit Jahresbeginn wurden bereits Hunderttausende illegal gefällt, so die Hochrechnung der beiden NGOs.

„Bis heute wurden keine geeigneten Maßnahmen ergriffen, um den dramatischen Verlust dieser einzigartigen Wälder zu stoppen, weder von Rumänien noch von der EU. Deshalb werden EuroNatur und Agent Green das rumänische Walddrama in der Öffentlichkeit bekannt machen. Ein Online-Zähler zeigt die Abholzungskatastrophe während der rumänischen Präsidentschaft in Zahlen und es werden zahlreiche Aktionen stattfinden“, erklärt Gabriel Paun, Präsident von Agent Green.

Rumänien verfügt über schätzungsweise 100.000 – 200.000 ha Urwald, ein Ökosystem, das ansonsten in Europa kaum noch zu finden ist. Solide Zahlen zum rumänischen Urwaldbestand gibt es nicht. Im Dezember 2018 wurden geheim gehaltene Daten aus Rumäniens zweitem Waldinventar an die Medien weitergegeben. Diese Zahlen zeigen ein katastrophales Ausmaß an illegalem Holzeinschlag: die tatsächliche jährliche Holzernte in Rumänien beträgt etwa 38 Mio. m3, während der gesetzlich erlaubte Holzeinschlag (wie in den Forstplänen festgelegt) nur 18 Mio. m3 pro Jahr umfasst. Das illegal geschlagene Holzvolumen ist in Rumänien also größer als das legale. Dies ist in der EU beispiellos. Die Abholzung findet auch in Schutzgebieten statt, wie z.B. in EU-geschützten Natura 2000-Gebieten und Nationalparks.

EuroNatur und Agent Green werden diese groß angelegten Verstöße gegen das EU-Recht aufzeigen, das Ausmaß der Katastrophe mit einem Abholzungs-Zähler parallel zur rumänischen EU-Präsidentschaft anprangern und zivilgesellschaftliche Aktionen anstoßen. So werden Politiker und Delegierte daran erinnert, dass ein äußerst wertvolles europäisches Naturerbe in Rumänien verloren geht.

Zwischen Januar und Juni finden in Rumänien mehrere Ratstagungen, ein EU-Gipfel und zahlreiche andere Veranstaltungen statt. Heute werden sich die Vertreter der Europäischen Kommission, des Europäischen Rates, des Europäischen Parlaments und die Gemeinschaft der EU Kommissare in Bukarest treffen, um die offizielle Eröffnungszeremonie und ein erstes Treffen mit der rumänischen Regierung abzuhalten.

Die Regierung wird höchstwahrscheinlich versuchen, ein helles und glänzendes Bild des Landes zu vermitteln. Die NGOs hoffen, dass die EU-Ratspräsidentschaft auch zu einer verstärkten Aufmerksamkeit für die Schattenseiten Rumäniens führen wird: Korruption, Versuche der derzeitigen Regierung, die Anti-Mafia-Staatsregelungen zu schwächen und die Waldkatastrophe.

„Wir werden dafür sorgen, dass diese größte Naturkatastrophe der EU nicht länger ignoriert wird. Die Aufmerksamkeit der EU für Rumänien muss zu entschlossenem Handeln führen“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.

*** EuroNatur und Agent Green rufen alle europäischen Bürger auf, Maßnahmen zu ergreifen – und die Petition zu unterstützen, sich für den Newsletter und die Aktionsankündigungen zu registrieren und sich der Bewegung anzuschließen. Weitere Details zu den Aktivitäten werden in Kürze veröffentlicht….*****

Zahlreiche Aktionen werden die Politiker während der rumänischen EU-Präsidentschaft an die Waldkrise erinnern. Bitte mitmachen!