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EU-Beschwerde gegen Rumäniens Regierung wegen anhaltender Urwald-Abholzungen

++ Mitteleuropas größte Urwälder werden illegal abgeholzt ++ Dringender Appell an Europäische Kommission ++

Die Naturschutzorganisationen EuroNatur, Agent Green und ClientEarth heben ihren Kampf gegen illegale Fällungen von Urwäldern in Rumänien auf die nächste Ebene, indem sie bei der Europäischen Kommission eine Beschwerde gegen die rumänischen Behörden einbringen. Ihr gemeinsames Ziel ist das Ende der mutwilligen Zerstörung von natürlichen Waldlandschaften, die mehr als zwei Drittel der unberührten Wälder in der EU außerhalb Skandinaviens ausmachen.

Die Organisationen bringen vor, dass die rumänischen Staatsforsten Romsilva Kahlschläge in geschützten Natura 2000-Gebieten durchführt, ohne die Auswirkungen auf diese einzigartigen Gebiete angemessen zu untersuchen. In manchen Fällen werden die Umweltverträglichkeitsprüfungen, die schon im Vorfeld bei der Planung von Baumfällungen stattzufinden haben, erst Jahre nach Beginn der Abholzungen durchgeführt.

Naturschutzjuristin Ewelina Tylec-Bakalarz von ClientEarth sagt: „Systematische Abholzungen in Natura 2000-Gebieten ohne entsprechende Prüfung der Auswirkungen sind eine klare Verletzung von EU-Recht. Dieses Problem ist in Rumänien weit verbreitet und daher bringen wir den Fall jetzt vor die Europäische Kommission.“

Romsilva verwaltet 22 von Rumäniens 29 National- und Naturparks. Alle diese Gebiete sind Teil des Natura 2000-Netzwerks gemäß den Bestimmungen der FFH- und der Vogelschutzrichtlinie der EU. Rechtsexperten stellen jedoch fest, dass die staatlichen Forstbetriebe oftmals die Rechtsvorgaben der EU für den Schutz solcher Gebiete nicht einhalten.

Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur, betont den größeren Rahmen des Problems: „Wenn weiterhin ohne Konsequenzen zugelassen wird, dass in Rumänien EU-Recht gebrochen wird, dann wird das gesamte System von Natura 2000 geschwächt. Die derzeit in Rumänien stattfindende Naturschutztragödie ist eine der drängendsten Umweltkrisen in Europa, wird aber viel zu wenig beachtet.“

Tylec-Bakalarz ergänzt: „Der Fall des Bialowieza-Urwalds in Polen hat bewiesen, wie wirkmächtig das Europäische Recht sein kann, um die Naturschätze unseres Kontinents zu schützen. Wir hoffen, dass die Europäische Kommission auch im Fall der rumänischen Wälder aktiv wird, bevor die Schäden an diesen einzigartigen Ökosystemen irreversibel sind.“

Hintergrundinformationen (mehr Info siehe unten):
EuroNatur und Agent Green haben gemeinsam die Kampagne „SaveParadiseForests“ zum Schutz der rumänischen Urwälder ins Leben gerufen. Die international tätigen Anwälte von ClientEarth unterstützen den Kampf für die Paradieswälder mit ihrer juristischen Expertise.

 

Riesiger Kahlschlag im rumänischen Natura 2000-Gebiet der Fogarascher Berge. Die Zerstörung dieses Waldes im Ucea Mare-Tal begann im Jahr 2013 – mehr als fünf Jahre, nachdem Rumänien 2007/2008 seine Natura 2000-Gebiete eingerichtet hatte.

Wahrscheinlich der wertvollste Urwald Mitteleuropas: Pfadloses Boia-Mica-Tal im rumänischen Natura-2000-Gebiet Fagaras-Gebirge mit einigen der ältesten Bäume des Landes. Dieses unberührte Tal ist derzeit nicht vor Abholzungen geschützt.

 

Background Briefing – Romania forests.

Complaint to the European Commission prepared by Agent Green, ClientEarth and EuroNatur, Sept. 10, 2019

Background:
Romania hosts the largest natural and virgin forests in the EU outside Scandinavia which are home to numerous species protected by EU Habitats and Birds directives. A high proportion of these species (such as saproxylic beetles, bats, owls, woodpeckers or forest cocks) depend on presence of old trees and standing and lying dead wood, which can only be found in unmanaged areas or very close to them. A large proportion of these high biodiversity value forests are located within Natura 2000 sites. Logging in Romania’s Natura 2000 sites areas has had a severe and widespread impact on natural forests with a protected conservation status.
Logging permissions in Romania are based upon forest management plans (FMPs), which have to be approved by the Ministry for Water and Forests every 10 years. There is clear evidence, that in many cases these plans have not been subject to sufficient environmental assessments required by law.
There are two environmental assessments which should be conducted prior to adoption of FMPs:

Strategic Environmental Assessment (SEA)
Based on the SEA Directive this assessment is required for a wide range of public plans and programmes. It is mandatory for plans and programmes which are prepared, among others, for forestry and which set the framework for future development consent of projects listed in the EIA Directive. The aim of the SEA is to ensure that plans and programmes take into consideration the environmental effects they cause. 

Assessment under the Habitats Directive
Article 6(3) of the Habitats Directive requires that any plan or project not directly connected with or necessary to the management of a Natura 2000 site but likely to have a significant effect thereon, either individually or in combination with other plans or projects, shall be subject to appropriate assessment of its implications for the site in view of the site’s conservation objectives.
The focus of the assessment under the habitats Directive is specifically on the species and/or the habitats for which the Natura 2000 site is designated. An appropriate assessment should lead competent national authorities to agree to a plan only if they can ascertain that it will not adversely affect the integrity of the site concerned.
Lack of assessment under the Habitats Directive is particularly harmful in the context of logging in Romanian forests which are home to a number of protected species, including black stork which is protected under EU law.

The NGOs who authored the complaint to the European Commission identified several forest administrations, both under management of the Romanian forest authority Romsilva and under private administration, who apply national legislation in a manner which means that environmental assessments are not carried out until some considerable time (in some cases years) after logging has taken place: OS Baia de Aramă, OS Lerești, OS Spinu Podeni, OS Scara Mâzgavu, OS Tismana, OS Poieni, OS Padeș, OS Băile Herculane, OS Avrig, OS Izvoru Florii, OS Boișoara, OS Alpina Borșa, OS Lupeni, OS Făgăraș. In these areas activities under the FMPs (logging, selling the forest etc.) started well before the environmental assessments, which is indicative of a systemic problem in Romania.

The European Commission has a power, under Article 258 of the Treaty on the Functioning of the EU, to take formal action against Member States who breach or fail to properly implement EU law. This action, known as “infringement proceedings”, allows the Commission to require the Member State to remedy the breach, and ultimately to take the Member State to court if the matter is not resolved. The present complaint has been submitted to DG Environment for them to assess whether a formal infringement procedure should be opened against Romania.

Conclusions:
Romania hosts the largest natural and virgin forest heritage within the temperate climate zone of the EU but the lack of effective strategic environmental assessment and appropriate assessment puts these forests in danger. These areas, constituting two-thirds of Europe’s last virgin forests, are being systematically logged and no national remedies appear to be able to prevent this logging.

Legal action in a similar case –  Bialowieza forest in Poland – has been brought before the CJEU which, in its ruling of 17 April 2018, found that the Government of Poland has failed to fulfil its obligations to protect the forest and ordered the immediate repeal of illegal logging permit. Meanwhile, Romanian law allows the systematic logging inside Natura areas without any assessment.
By continuing logging, Romania is not only violating EU and international legislation but also destroying some of Europe’s last virgin forests.

Veranstaltung im EU-Parlament: Bedrohte Natur- und Urwälder in der EU

Abgeordnete zum Europäischen Parlament diskutieren gemeinsam mit EuroNatur, Client Earth und Agent Green sowie dem Direktor der Umweltschutz-Abteilung der EU-Kommission über den Status und die Zukunft der letzten intakten Natur- und Urwälder der EU

Der Großteil der Natur- und Urwälder der gemäßigten Klimazone der EU befindet sich in den Karpaten – hauptsächlich in Rumänien, der Slowakei und Polen.
Eine neue, von der Stiftung EuroNatur in Auftrag gegebene Bestandsaufnahme der Natur- und Urwälder Rumäniens zeigt, dass es hier – noch – einen riesigen Schatz an natürlichen Wäldern gibt. Die Bedrohung durch Abholzungen ist aber allgegenwärtig…

Diese Wälder sind ein herausragender biologischer Schatz und binden große Mengen an Kohlenstoff. Der IPBES-Bericht „Global Assessment“ (Mai 2019) machte deutlich, dass der globale Schutz und die Wiederherstellung von natürlichen Ökosystemen für die Bewältigung der Klimakrise gleichermaßen wichtig ist wie Massnahmen zur CO2-Reduktion. Die Zerstörung der letzten intakten natürlichen Waldökosysteme in der EU schreitet dennoch rasant voran, auch innerhalb von Natura-2000-Gebieten.

Im April 2018 hat der Europäische Gerichtshof die Abholzungen im polnischen Natura-2000-Gebiet Bialowieza gestoppt, weil diese gegen Bestimmungen EU-Habitat- und Vogelschutzrichtlinie verstoßen haben. Aber was wird aus den übrigen Natur- und Urwäldern in Natura 2000-Gebieten, die hier nach wie vor nicht ausreichend vor Einschlägen geschützt sind?

Wird die EU ihrer eigenen Verantwortung für die Umwelt nachkommen und sich effektiver für den Schutz unserer letzten Ur- und Urwälder einsetzen?

Wir Sie herzlich ein, an der Veranstaltung am 24. September mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments, dem Direktor der Umweltschutz-Abteilung EU-Kommission und NGO-Experten teilzunehmen – und mit zu diskutieren.

Bitte beachten Sie, dass Sie sich registrieren müssen, wenn Sie keinen Zutrittsausweis haben (siehe Details unten).

Vielen Dank fürs Weitersagen!

 

Rumänische Nationalparks vorsätzlich von Managern der staatlichen Forstverwaltung zerstört

Investigatives Videomaterial enthüllt skandalöse Abholzungen im rumänischen Cheile Nerei-Beusnita Nationalpark.

Ein neues  Video, das nun von den Naturschutzorganisationen Agent Green und EuroNatur veröffentlicht wird, zeigt deutlich, dass die Waldvernichtung im rumänischen Cheile Nerei-Beusnita-Nationalpark umfassend außer Kontrolle geraten ist. Die Abholzung von Urwäldern wird bewusst vom staatlichen Forstunternehmen Romsilva vorangetrieben. Teile der alten Buchenwälder des Nationalparks wurden wegen ihres „außergewöhnlichen universellen Wertes“ zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Dennoch werden mindestens 60 Prozent des Nationalparks  wie ein Wirtschaftswald und nicht wie ein Schutzgebiet behandelt. Agent Green und EuroNatur fordern das rumänische Umweltministerium auf, den kommerziellen Holzeinschlag in Nationalparks unverzüglich einzustellen und Romsilva von der Verwaltung von Schutzgebieten auszuschließen.

OUT OF CONTROL #ep3 Cheile-Nerei National Park from AGENT GREEN on Vimeo.

Rumänien beherbergt schätzungsweise zwei Drittel der verbliebenen Primärwälder der EU. Aber Rodungen im großen Stil, auch in Nationalparks und EU-Natura 2000-Schutzgebieten, zerstören dieses europäische Naturerbe. Rumänien hat internationale Verpflichtungen wie die IUCN-Kriterien systematisch ignoriert, und viele tausend Hektar geschützten Urwaldes wurden in den letzten 10 bis 15 Jahren zerstört. Heute ähneln große Teile der Nationalparks kommerziellen Abholzungsgebieten.

Hauptverantwortlich für dieses Naturschutzdrama ist das staatliche Forstunternehmen Romsilva, das 12 von 13 Nationalparks in Rumänien verwaltet. Alle Schutzgebiete leiden unter starkem Nutzungsdruck. Es ist offensichtlich, dass die rumänische Regierung davor die Augen verschließt und enorme Mengen an kommerziellem Holzeinschlag auf mehr als 50 Prozent der Fläche der Nationalparks toleriert.

Im Video berichtet der ehemalige Nationalparkdirektor Stefan Dascalu darüber, dass von der staatlichen Forstverwaltung starker Druck ausgeübt wurde, die Abholzung in den so genannten Pufferzonen der Nationalparks zu steigern. Die streng geschützte Kernzone des Schutzgebiets wurde auf Druck von Romsilva auf 39 Prozent verkleinert, um die  Holzernte zu erhöhen. Als sie mit den Beweisen konfrontiert wurden, täuschten die Forstarbeiter von Romsilva vor, schlecht informiert zu sein und gaben der Nationalparkverwaltung dafür die Schuld: „Wir wissen nicht, was geschützt ist. Es ist nicht unsere Aufgabe, das zu erkennen“, sagten sie. Der derzeitige Nationalparkdirektor lief vor den Kameras des Filmteams davon; Anfragen zu der Menge an gefälltem Holz wurden nicht beantwortet.

„Die Abholzung in den rumänischen Nationalparks verbreitet sich wie ein Krebsgeschwür. Dieser Umweltskandal ist außer Kontrolle geraten. Die Regierung tut nichts, um unser Naturerbe zu schützen. Es ist eine nationale Schande, dass Rumänien weiterhin einige der wertvollsten Naturschätze Europas zerstört“, sagt Gabriel Paun, Präsident von Agent Green.

„Das anhaltende Naturschutzdrama in Rumänien ist derzeit die drängendste Umweltkrise in Europa, aber immer noch weitgehend unbekannt. Die EU-Kommission muss sofort aktiv werden, um die Zerstörung zu stoppen. Nach den schrecklichen Waldbränden und Borkenkäferschäden in vielen Teilen Europas in diesem Sommer ist der wirksame Schutz unserer letzten intakten Naturwälder noch wichtiger geworden“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.

Bereits am 26. April hatte Agent Green 76.120 Unterschriften von rumänischen Bürgern an Umweltministerin und Vizepremierministerin Gratiela Gavrilescu übergeben. In der Petition wurde ein sofortiges Abholzungsverbot in Nationalparks gefordert. Leider hat die Regierung, entgegen aller Zusicherungen, bisher keine Maßnahmen gesetzt.

Agent Green und EuroNatur fordern die rumänischen Umweltministerin auf, den kommerziellen Holzeinschlag in Nationalparks unverzüglich einzustellen, Romsilva aus der Verwaltung von Nationalparks und anderen Schutzgebieten zu entlassen, moderne und naturschutzorientierte Managementsysteme einzuführen, ausreichende öffentliche Mittel für den ordnungsgemäßen Betrieb von Schutzgebieten bereitzustellen und private Landbesitzer in Schutzgebieten für Naturschutzleistungen zu entschädigen.

Die investigative Dokureihe „Out of Control“ will auf die massive Umweltkrise aufmerksam machen, die durch die brutale Abholzung und den Verlust von Urwäldern in den Nationalparks Rumäniens entsteht. In den nächsten Wochen werden AgentGreen und EuroNatur zwei weitere Episoden veröffentlicht,  die die fortschreitende Abholzung von Urwäldern in den Nationalparks Rumäniens belegen.

Hier können die bisher veröffentlichten Episoden angesehen werden: Videos und Doku’s.

Protest action by Agent Green in Romania’s wounded Domogled national park