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Rumänien: Beschwerde von Agent Green stoppt Zerstörung der Naturwälder am Mehedinți-Plateau

Einen Erfolg im Kampf gegen illegale Waldzerstörung in Schutzgebieten können Aktivisten von Agent Green vermelden: Nachdem Agent Green eine Beschwerde bei der zuständigen Behörde eingereicht hatte, mussten die rumänischen Staatsforste Romsilva am 2. Oktober 2019 die Abholzung und den Bau einer Straße im Mehedinți Plateau Geopark und Natura 2000 Gebiet einstellen. Große Teile des Mehedinți Plateau Schutzgebietes im Südwesten Rumäniens wurden dieses Jahr durch Pläne für einen umstrittenen Straßenbau bedroht und teilweise bereits zerstört.

Der Mehedinți Plateau Geopark (rumänisch: Geoparcul Platoul Mehedinți) ist ein rumänisches Schutzgebiet (Naturpark, Kategorie V Schutzgebiet nach dem Klassifizierungssystem der Weltnaturschutzorganisation IUCN) sowie ein EU-Natura 2000 Schutzgebiet und liegt im Verwaltungsgebiet von Gorj (5%) und Mehedinți (95%). Er umfasst ein hügeliges Gebiet (Schluchten, sanftere Täler, Kalksteinfelse, Höhlen etc.) und beherbergt eine große Vielfalt an Flora und Fauna, einschließlich etlicher seltener und endemischer Arten. Große Teile sind mit sehr alten und artenreichen Wälder bewachsen.

Die Rumänischen Staatsforste Romsilva, die die Wälder eigentlich schützen sollten, beschlossen aber eine Forststraße durch den Park zu bauen. Und dies, obwohl sie dafür keinerlei Genehmigung der Parkverwaltung besaßen und keine angemessene Natur- bzw. Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben durchgeführt worden war. Offensichtlich bestand die Abscht, Holz im Schutzgebiet zu ernten und der Straßenbau sollte dies verschleiert ermöglichen. Der natürliche Buchenwald am Mehedinți Kalkstein-Plateau ist als Lebensraumtyp „Mitteleuropäische Kalkbuchenwälder der Cephalanthero-Fagion“ (Code 9150) laut Habitat-Richtlinie geschützt. Diese verbietet eine erhebliche Verschlechterung der natürlichen Lebensräume in einem guten Erhaltungszustand.

Die Bemühungen des Umweltaktivisten Alexandru Teleaga und von Agent Green erwiesen sich als wichtiger Erfolg gegen die augenscheinlich von Romsilva-Mitarbeitern begangenen Illegalitäten. Nachdem Umweltaktivisten den zuständigen Behörden die Malversationen gemeldet hatten, zwang diese Romsilva den Bau der Forststraßen unverzüglich einzustellen. Romsilva wird nun aufgefordert die Waldlandschaft in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen.

Straßenbau im Mehedinți Plateau Geopark © Agent Green
Zerstörung des Waldes durch den Straßenbau © Agent Green

190 Wissenschaftler besorgt über EU-Pläne zur Steigerung der Holzernte für Bioenergie

„Alle verbleibenden Naturwälder müssen geschützt werden, um die biologische Vielfalt zu sichern und Kohlenstoffspeicher zu erhalten.“

Eine lange Liste von Wissenschaftlern aus zahlreichen verschiedenen Ländern unterzeichnete einen Brief an die estnische EU-Ratspräsidentschaft und den Umweltrat (und andere Institutionen) und drückte „ernste Besorgnis und Bestürzung“ über die wissenschaftliche Grundlage der jüngsten politischen Entwicklungen in Bezug auf die EU-Klimaregulierung zum den Wäldern aus: die LULUCF-Verordnung und die Nachhaltigkeitskriterien für Biomasseeinsatz in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie.

Die jüngsten Vorschläge im Umweltrat könnten zu falschen Anreizen für eine intensivierte Waldnutzung in den EU-Mitgliedstaaten führen. Infolgedessen würde mehr Holz geerntet werden, um fossile Brennstoffe mit Holz und Bioenergie zu „ersetzen“. Wenn jedoch der Bezugspunkt auf dem Zeitraum nach 2009 basiert, würde die steigende Holzernte mehr Emissionen verursachen, als durch das Klima wieder kompensiert werden könnte. Im Jahr 2009 trat die Erneuerbare-Energien-Richtlinie in Kraft, die die Produktion von Bioenergie aus Holz fördert. Die allgemeine Orientierung des Umweltrates über die LULUCF-Verordnung wird voraussichtlich am 13. Oktober abgestimmt.

„Wir fordern Sie dringend auf, die  bestmögliche Integrität dieser beiden stark verknüpften EU-Klimaregien zu unterstützen, um eine Regulierung zu schaffen, die wirklich dem Klimaschutz zugute kommt. Die Förderung der Intensivierung der Waldbewirtschaftung ermutigt eine erhöhte Holzernte, um fossil gewonnene Brennstoffe und Produkte mit Holz und Bioenergie zu „ersetzen“, ohne ihre vollen Klimaauswirkungen zu berücksichtigen. Dieser Ansatz wirkt sich negativ auf das Klima, die Biodiversität und die belastbaren Ökosysteme aus, indem er mehr Treibhausgase erlaubt, biophysikalische Prozesse beeinflusst und zusätzlichen Lebensraumverlust verursacht. Akkumulations-Nachweise deuten darauf hin, dass die vorgeschlagene Strategie kontraproduktiv ist. „

Die Wissenschaftler argumentieren, dass die Förderung einer Zunahme der aktiven Waldbewirtschaftung zu erhöhten Ernteniveaus führt, um fossil gewonnene Brennstoffe und Produkte mit Holz und Bioenergie zu ersetzen, ohne ihre vollen Klimaauswirkungen zu berücksichtigen. Dieser Ansatz wirkt sich negativ auf das Klima, die Biodiversität und die belastbaren Ökosysteme aus, indem er mehr Treibhausgase ausgibt, biophysikalische Prozesse beeinflusst und zusätzlichen Lebensraumverlust verursacht.

Im Jahr 2010 wurden etwa 60% des europäischen Holzes für (kurzlebige) Energieprodukte und Zellstoff verwendet, während nur 40% in langlebigen Holzprodukte eingesetzzt wurden. Viele dieser Produkte, wie Einwegverpackungen und Werbungmailings, ersetzen keine fossilen Brennstoffe.

„Die EU muss den Nachweis für die Umsetzung des Pariser Abkommens in Bezug auf Land und Wälder antreten – das EU-Wald- und Klimaregime muss dem Klimaschutz dienen, die massiven Auswirkungen auf die Wälder ihre Multifunktionalität berücksichtigen „, schrieben die Unterzeichner.

Das Schreiben fordert die EU auf, dafür zu sorgen, dass  Biomasse-Regelungen beschlossen werden, die den Einsatz von Biomasse-Rohstoffen mit langen „Rückzahlungszeiten“ (Kohlenstoffrückbindung) für die eingesetzte Energie verhindern. Es ist nämlich unwahrscheinlich ist, dass diese einen wirksamen Beitrag zur Erfüllung des Abkommens von Paris leisten, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf weit unter 2 Grad vorgibt.

Insbesondere müssen alle verbleibenden alten Naturwälder und die besonders schützenswerten Waldbestände bewahrt werden, um die Biodiversität und die Kohlenstoffspeicher zu sichern.

„Bereits degradierte Waldgebiete müssen durch nationale Maßnahmen und einen EU-weiten Aktionsplan wiederhergestellt werden. Darüber hinaus sollten Waldbewirtschaftungsmethoden wie die Dauerwaldwirtschaft gefördert werden, die die Freisetzung von Treibhausgasen aus dem Boden minimieren.

Hier ist der vollständige Text des Schreibens.

Fagaras Natura 2000, Rumänien: Die Abholzung alter Naturwälder hilft dem Klimaschutz nicht …