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Erfolg: Das rumänische Oberste Gericht setzt die Abholzungspläne im Nationalpark Domogled aus

Waldbewirtschaftungspläne im Nationalpark und  Natura 2000-Gebiet Domogled – Valea Cernei  ignorieren Naturschutzgesetze

Der rumänische Oberste Gerichtshof hat die Waldbewirtschaftungspläne der Forstabteilungen Cernisoara, Baia de Arama, Balmes, Ivanu und Olanu im oberen Sektor des Nationalparks Domogled – Valea Cernei ausgesetzt. Der Nationalpark ist ebenfalls durch die EU-Gesetzgebung als Natura 2000 Gebiet geschützt. Das Urteil folgt einem Gerichtsverfahren, das von Agent Green initiiert worden war, um die Aufhebung der Waldbewirtschaftungspläne innerhalb des Parkgebiets zu erwirken, weil diese im krassen Widerspruch zu den verbindlichen EU-Naturschutzgesetzen (Habitat- und Vogelschutzrichtlinie) stehen.

Der gesamte Nationalpark wurde wegen seiner natürlichen Buchenwälder mit „herausragendem universellem Wert“ auch als UNESCO-Weltnaturerbe (Welterbegebiets-Fragmente und Pufferzone) ausgewiesen. Allerdings stehen nicht einmal 50% der Wälder im Park unter wirksamem Schutz. Der große Rest befindet sich lediglich in der Bufferzone, wo ganz offiziell eine intensive, kommerzielle Forstwirtschaft betrieben wird. Die Hälfte des Waldes, einschließlich großer Flächen mit wertvollsten Ur- und Naturwäldern, verschwindet somit aufgrund intensiver Abholzung zunehmend.

Der staatliche Forstbetrieb Romsilva kontrolliert die Verwaltung des Nationalparks und hat für eine große Anzahl von Waldparzellen in der Pufferzone Abholzungsgenehmigungen erteilt. Die Einschlags-Permits mitten im Schutzgebiet machen nicht einmal vor Ur- und Naturwäldern halt.

Die Stiftung Euronatur und Agent Green begrüßen die Gerichtsentscheidung als wichtigen Meilenstein in ihrer Kampagne zur Rettung des herausragenden natürlichen Walderbes Rumäniens. Erst kürzlich hat die EU-Kommission auf Basis einer Beschwerde von EuroNatur, Client Earth und Agent Green ein Vertragsverletzungsverfahren gegen den rumänischen Staat wegen systematischer Verletzungen der verbindlichen Natura 2000 Richtlinien, der Umweltinformations-Bestimmungen sowie der Holzhandelsrichtlinie (EUTR) eingeleitet.

„Der Domogled National Park kann zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder in Ruhe atmen“, sagte Gabriel Paun von Agent Green. „Das ist nur der Anfang! Agent Green gewann den Prozess vor dem Obersten Gerichtshof gegen das Ministerium für Umwelt und gegen die Staatsforste Romsilva. 19369.24 Hektar Wald im Domogled National Park – Cernea Valley sind ab heute nicht mehr für die Abholzungstrupps zugänglich. Jeder, der einen Holztruck aus den betreffenden Forsteinheiten kommen sieht, ist dringend gebeten, unverzüglich die Polizei zu benachrichtigen. Der Transport wäre zu 100% illegal. Jede Abholzung im Wald bedeutet jetzt eine Straftat und einen Verstoß gegen Gerichtsentscheidungen“, fügte Paun hinzu.

Das Gericht hat zunächst Waldbewirtschaftungspläne für vier Produktionseinheiten  ausgesetzt. Ein weiteres Verfahren zur Aufhebung der Waldbewirtschaftungspläne der Produktionseinheiten im unteren Cerna-Tal ist noch im Gange.

Agent Green und Euronatur fordern die rumänische Regierung auf, dringend alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass Romsilva und die operierenden Holzunternehmen den Domogled-Nationalpark sofort verlassen und alle Holzfällerarbeiten eingestellt werden.

In einem nächsten Schritt müssen die Waldbewirtschaftungspläne so geändert werden, dass sowohl die Natura 2000-Gesetzgebung als auch die IUCN-Richtlinien für Schutzgebiete der Kategorie 2, Nationalparks, vollständig eingehalten werden. Dies bedeutet, dass die kommerzielle Waldnutzung im gesamten Nationalpark eingestellt werden muss und alle Ur- und Naturwälder in die Nichtinterventionszone des Nationalparks einbezogen werden müssen.

Darüber hinaus sollten alle Fragmente der strikt geschützten Kernzonen verbunden werden, um die vollständige Erfüllung der global definierten IUCN-Richtlinien für Nationalparks sicherzustellen. IUCN-Wortlaut zu Nationalparks: „Große natürliche oder naturnahe Gebiete, die zum Schutz großflächiger ökologischer Prozesse vorgesehen sind, sowie die für das Gebiet charakteristischen Arten und Ökosysteme, die auch eine Grundlage für umwelt- und kulturverträgliche spirituelle, wissenschaftliche, Bildungs-, Freizeit- und Besuchermöglichkeiten.“

In der Interpretation der Management-Kategorien für Schutzgebiete in Europa (EUROPARC und IUCN, 2000) besagen die IUCN-Richtlinien eindeutig, dass die Verwaltung der IUCN-Schutzkategorie II (Nationalpark) die Ausbeutung (natürlicher Ressourcen) einschließlich Jagd und Fischerei eliminieren sollte. Das ist somit eine Verpflichtung der für die Verwaltung des Nationalparks zuständigen Behörden.

Brutale Wunden im Paradies: Zerstörerische Forststraße im überwiegend ungeschützten Radoteasa-Tal – mitten im Nationalpark Domogled.
Ungeschützte Waldwildnis in der Produktionseinheit Cernisoara. Die Holzernte dort ist vorerst ausgesetzt – und das sollte auch so bleiben.

 

Es braucht eine ökologische Waldwende in Europa

Kommentar von Matthias Schickhofer (Strategie-Berater bei Stiftung EuroNatur, Buchautor und Fotograf, Österreich)

Die Welt starrt entsetzt auf Satellitenbilder mit tausenden Waldbränden in Amazonien. Doch auch unseren Wäldern geht es nicht gut. Klimakrise und Abholzungen nagen an den Baumbeständen: Fichtenforste brechen auf großer Fläche wegen Trockenheit, Hitze, Waldbränden und Borkenkäferbefall zusammen. In in Osteuropa lassen Gier und Korruption unsere letzten Naturwälder verschwinden.

In Deutschland hat kürzlich ein „Waldgipfel“ statt gefunden. Die Wälder dort bieten nämlich ein deprimierendes Bild: Bei Bahnfahrten in den vergangenen Wochen konnte ich kaum mehr lebende Fichten oder Kiefern ausmachen. Die Trockenheit hat zu einem Massensterben von Nadelbäumen geführt. Sogar Laubwälder (v.a. in „durchforsteten“ / aufgelockerten Beständen oder auf Trockenstandorten) schwächeln. Offenbar sind sie an so eine Hitze bzw. den Wassermangel nicht ausreichend angepaßt. Fachleute und Waldbesitzer stehen erschüttert und ratlos vor großen Kahlflächen, die einst gewinnbringende Aufforstungen waren.

Das „Waldsterben 2.0“ löst nun heftige Kontroversen aus: Ist die Hardcore-Forstwirtschaft (Kahlschläge und nachfolgende Plantagen-Aufforstungen) mitverantwortlich für die Misere? Braucht es eine ökologische Richtungsänderung? Oder reicht es, die sterbenden Fichten- und Kiefernbestände durch andere „Brotbäume“ (wie Douglasien) zu ersetzen?

Die Diskussion ist aufgeheizt und mitunter fast ein wenig hysterisch. Die Waldkrise bewegt Deutschland. Sogar der „Spiegel“ titelte damit.

Forstindustrie-Vertreter fordern Milliarden für die Borkenkäfer-Bekämpfung und für Aufforstungen mit trockenresistenten Baumarten. Manche wollen gar „alte“, naturnahe Mischwälder gezielt abholzen, weil vom Totholz angeblich Gefahr für die Wirtschaftsforste ausgeht. Naturschützern wird unterstellt, dass sie die Forstwirtschaft abschaffen wollen. Und die Bundeswehr hat Berichten zufolge schon Borkenkäfer-Bäume gesprengt.

Viele Waldökologen und NGOs reagieren auf diese Entgleisungen mit Entsetzen. Sie sehen die Baumkrise als einen ökologischen Weckruf. Statt neue Monokulturen anzupflanzen, brauche es eine ökologische „Waldwende“: Nadelholzforste sollten in Laubmischwälder umgewandelt, Kahlschläge unterbunden, kühl-schattige Mischbestände bewahrt, Naturverjüngung gefördert und die noch vorhandenen Naturwälder erhalten werden. (Die Forstwirtschaft abzuschaffen fordert aber niemand.)

Im heimatlichen Österreich ist das Thema Waldkrise hingegen eher ein Nebenschauplatz und kam im vergangenen Wahlkampf so gut wie nicht vor.

Dabei sind die Wälder Mitteleuropas von enormer Bedeutung: Ohne ausreichende Waldbedeckung drohen verheerende Wasserknappheit (Wälder sind die wichtigsten Pufferspeicher) oder Überflutungen (bei Starkniederschlägen). Im Alpengebiet führt Waldverlust zu mehr Steinschlag, Muren, Lawinen oder „Flash-Floods“ im Tal.

Die Waldverwüstung in Amazonien schockiert. Verständlicherweise.
Aber wie steht es um die natürlichen Wälder Mitteleuropas? Gehen wir mit unseren natürlichen Wäldern sorgsamer um?

Die meisten der noch übrigen Naturwälder Mitteleuropas wachsen in den Karpaten (v.a. in Rumänien) und am Balkan. Doch sie verschwinden rasant in riesigen Säge- und Spanplattenwerken. In den Wäldern Skandinaviens klaffen riesige Kahlschläge.

Auch in Österreich gibt es noch herrliche Naturwälder. Allerdings weiß niemand genau, wo sie sich befinden, weil sie nämlich noch nie umfassend kartiert wurden. Ihre Bewahrung ist daher eine eher erratische Angelegenheit. Manche wertvolle Naturwälder haben das nicht überlebt.

Im Mai 2019 hat der UN-Weltbiodiversitätsrat (IPBES) in einem Report festgestellt, dass die Erhaltung der intakten Ökosysteme ebenso überlebensrelevant ist, wie die Milderung der Klimakrise. Wälder spielen dabei eine zentrale Rolle – als Speicher von Kohlenstoff und Wasser sowie als Lebensraum für unzählige vom Aussterben bedrohte Arten. Natürliche, vielfältige und geschlossene (schattige) Wälder sind außerdem widerstandsfähiger gegen Trockenheit, Hitze und Stürme. Daher werden wir noch froh sein über jeden Quadratmeter an intaktem Naturwald, wenn die Klimakrise unsere Forste zusehends dahinrafft …

Aber: Nur mehr 4% der Wälder Europas sind in einem naturnahen Zustand. Und selbst diese kümmerlichen Reste schwinden.

In Rumänien gibt es noch mehr als eine halbe Million Hektar Natur- und Urwald. Noch. In den letzten 15 Jahren wurden bereits mehr als 100.000 Hektar Natur- und Urwald zerstört. Damit sind diese wertvollen Ökosysteme auf Jahrhunderte ruiniert. Aus den Kahlhiebssflächen entweichen dann große Mengen CO2.

Die Waldzerstörung in Rumänien (oder auch in der Slowakei) schreitet rasch voran. Besonders von den (mitunter illegalen) Einschlägen betroffen sind Nationalparks und Natura 2000-Schutzgebiete. Die NGOs EuroNatur, Client Earth und Agent Green haben daher kürzlich eine EU-Beschwerde gegen die rumänische Regierung in Brüssel eingebracht. 2018 hat der EUGH die Abholzungsorgie im polnischen Bialowieza-Natura 2000-Gebiet nach einer ähnlichen Beschwerde gestoppt, weil das EU-Recht Verschlechterungen für geschützte Habitate und Arten in diesen EU-Schutzgebieten verbietet. Die Umsetzung von Natura 2000 im Forstbereich ist in vielen EU-Staaten mangelhaft.

Nun gerät ausgerechnet der „Klimaschutz“ mit dem Waldschutz in Konflikt: Biomasse-Verbrennung als Ersatz für fossile Brennstoffe gilt als „erneuerbarer Energieträger“. Unsere letzten Naturwälder (v.a. in Osteuropa) leiden unter dem zunehmenden Abholzungsdruck, weil nun auch „schlechtes“ Holz aus alten Wäldern viel Geld wert ist.

Während langlebige Holzprodukte oder die energetische Nutzung von Pflanzenabfällen durchaus hilfreich in der Klimakrise sein können, zweifeln viele Experten jedoch die „Klimaneutralität“ des Verbrennens von Bäumen stark an.
Eine aktueller Report der EASAC (Verband der Europäischen Akademien der Wissenschaften) findet deutliche Worte: Verbrennung von Holz-Biomasse sollte nicht als „erneuerbare Energiequelle“ in Klimaberechnungen berücksichtigt werden, weil es kurzfristig nicht klimaneutral sei. Es dauert demnach zu lange bis die CO2-Emissionen aus der Holzverbrennung wieder durch nachwachsenden Wald re-absorbiert werden.

Laut Pariser Klimaabkommen müssen wir bis 2050 Klima-Neutralität erreichen. Je nach Alter der verbrannten Wälder dauert es Jahrzehnte bis Jahrhunderte bis die beim Verbrennen emittierte Kohlenstoffmenge wieder in Bäumen und Böden gebunden ist.

Die schwedischen Professoren Göran Englund, Stig-Olof Holm, Bengt-Gunnar Jonsson und David van der Spoel veröffentlichten kürzlich einen aufsehenerregenden Text in der Tageszeitung „Dagens Nyheter“: Die Forstwirtschaft könne zwar langfristig als kohlendioxidneutral gesehen werden, kurzfristig nütze das aber nichts. „Heute und kurzfristig spielt es keine Rolle, ob das Kohlendioxid aus fossilen Brennstoffen oder aus Biokraftstoffen stammt.“ Ihren Berechnungen zufolge würden die Klima-Auswirkung der schwedischen Holzernte eines Jahres (mit anschließendem Verbrauch) 13-mal höher als die Emissionen aller Flüge bzw. 8-mal höher als die gesamten Emissionen des Straßenverkehrs in Schwedens sein.

Werbeaussagen der Forstindustrie, wonach nur „bewirtschaftete Wälder“ segensreich für den Klimaschutz sein sollen, dürften daher eher ins Reich der alternativen Fakten zu verweisen sein. (Hoffentlich hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro diese Werbeinserate nicht bemerkt, sonst muss noch mehr „unbewirtschafteter“ Amazonaswald daran glauben…)

Die Klimakrise hat die Forstwirtschaft also erreicht.

Bei „FridaysForFuture“ marschierten kürzlich auch Mitglieder des Bundes Deutscher Forstleute mit. Das ist gut.

Bis zur einer umfassenden ökologischen Waldwende ist es aber noch ein längerer Weg. Die bevorstehende Regierungsbildung in Österreich bietet jedoch die Chance, das forstliche Ruder in Richtung naturnahe Waldbewirtschaftung und Naturwaldschutz herum zu reißen: Die ökologische Waldwende muss im nächsten Regierungsprogramm deutlich verankert werden.
Es bleibt zu hoffen, dass den politischen Verhandlungsteams klar ist, dass es sich hier um ein „systemrelevantes“ Thema und nicht um Liebhaberei handelt. Hier geht es auch nicht um Ideologie, sondern um Überlebensfragen für unsere Kinder.

Ökologisches Krisengebiet: Kahlfläche nach Räumung einer naturfernen Fichtenkultur mit Borkenkäferbefall (Niederösterreich).
Klimakrise im Forst: Borkenkäferlarven in einem Fichtenbestand (Österreich).
Tod durch Hitze und Dürre: Forstkulturen brechen flächig zusammen. Falsche Baumarten-Bestockung vor 50-100 Jahren rächt sich.
Naturnahe Waldbewirtschaftung (Österreich): Ungleichaltrige, angepasste Mischbestände. Verjüngung mit Tanne und Laubbaumarten. Dauerhafte Waldbedeckung…
Artenreiche, vielfältige, strukturierte, beschattete Naturwälder: Die „echten“ Wälder Europa’s sind widerstandsfähiger gegen Klimastressoren. Wir werden sie in Zukunft noch alle brauchen…

Bietet Welterbe-Status den rumänischen Urwäldern Schutz vor ihrer Zerstörung?

EuroNatur und Agent Green begrüßen Welterbe-Anerkennung von 24.000 Hektar Buchen-Urwald in Rumänien.

Dennoch: Urwaldzerstörung in Rumänien ist aktuell größtes Naturschutzproblem Europas

Bukarest, Radolfzell: Mit einer wegweisenden Entscheidung hat das Welterbe-Komitee rund 24.000 Hektar Buchenurwälder in Rumänien als Weltnaturerbe anerkannt und sie damit auf die Liste der Naturgebiete von “herausragender universeller Bedeutung” gesetzt. Die international tätige Naturschutzstiftung EuroNatur und die rumänische NGO Agent Green beglückwünschen Rumänien dazu, dass dieser wertvolle Teil des europäischen Naturerbes nun auch internationale Anerkennung erfährt.

Mit dieser Entscheidung wurde die bisherige Welterbestätte „Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“ um weitere 63 Buchenurwald-Gebiete in 10 Ländern mit einer Gesamtfläche von mehr als 58.000 Hektar ergänzt. Die serielle, transnationale Welterbestätte heißt nun „Buchenurwälder und alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ und umfasst insgesamt 78 Gebiete mit einer Fläche von rund 92.000 Hektar in 12 Ländern.

Aktuelle Berichte über Kahlschläge in den Pufferzonen einiger erst vor zwei Wochen anerkannten Welterbe-Gebieten in Rumänien geben aber zu intensiver Sorge Anlass. Am schlimmsten betroffen ist das Welterbegebiet „Domogled – Valea Cernei – Iauna Craiovei“. Insbesondere in der Pufferzone von Iauna Craiovei und im nahe gelegenen Buchenurwald von Cernisoara  hat Agent Green in jüngster Zeit massive Einschläge festgestellt. Die abgeholzten Buchenurwälder sind identisch mit den Wäldern innerhalb der Weltnaturerbe-Gebiete und sind zudem auch Teil des Nationalparks Domogled – Valea Cernei sowie eines Europaschutzgebietes.

EuroNatur-Präsidiumsmitglied Prof. Dr. Hans D. Knapp ist besorgt: „Da werden Europas letzte große Buchenurwälder offenbar mit Billigung der Regierung verwüstet. Wenn die Holzeinschläge in Pufferzonen und im Umfeld der Welterbe-Buchenwälder nicht sofort gestoppt werden, dann ist zu befürchten, dass die rumänischen Urwälder und damit die gesamte transnationale Welterbestätte schon bald auf der Liste der bedrohten Welterbestätten geführt werden. Die Urwaldzerstörung in Rumänien ist derzeit Europas größtes Naturschutzproblem.“

EuroNatur und Agent Green rufen daher die rumänische Regierung und insbesondere die für den Waldschutz zuständige Ministerin, Doina Pana, dringend dazu auf, den Schutz des Buchenwald-Weltnaturerbes mitsamt aller Pufferzonen sowie aller Urwälder in Rumänien zu verbessern. Per Gesetz sind alle Urwälder in Rumänien geschützt, de facto werden sie aber vor den Augen der Regierung zerstört. Das gilt auch für Staatswälder. Rund zwei Drittel aller Urwälder der Europäischen Union befinden sich in Rumänien. Das Land trägt also eine erhebliche Verantwortung für dieses einzigartige europäische Naturerbe. EuroNatur und Agent Green fordern daher ein sofortiges Einschlagsmoratorium für Urwälder in Staatsbesitz.

Vor diesem Hintergrund ist es außerdem unverständlich, dass die rumänische Regierung den seit Jahresbeginn zur Verfügung stehenden Betrag zum Ausgleich von Nutzungsverzicht in ursprünglichen und alten Wäldern bisher nicht nutzt. Bis Ende 2020 stehen mehr als 60 Millionen EUR zur Verfügung, um private Waldeigentümer für den Nutzungsverzicht in ökologisch wertvollen Wäldern finanziell zu entschädigen. Laut jüngsten Mitteilungen der rumänischen Regierung sollen im Jahr 2017 lediglich 6 % der Gesamtsumme ausgegeben werden. EuroNatur und Agent Green fordern die rumänische Regierung auf, die zur Verfügung stehenden Beträge unverzüglich für die wirkungsvolle Entschädigung von privaten Urwald-Besitzern zu verwenden.