Rumänien genehmigt Abholzung von Paradieswäldern im Domogled Nationalpark

Rumäniens Staatsforst Romsilva hat eine Einschlagskonzession für einen alten Naturwald mit einem Durchschnittsalter von 210 (!) Jahren versteigert. Der wertvolle Wald liegt im Herzen des Nationalparks Domogled – Valea Cernei. Romsilva ist verantwortlich für das Nationalparkmanagement.

Dieser äußerst artenreiche Wald mit sehr alten Bäumen hätte längst in die Kernzone des Nationalparks integriert werden sollen, betont die rumänische NGO Agent Green.Bei dem Wald handelt es sich um einen uralten Bauernwald, aus dem von den Kleinbauern in einem geringen Ausmaß Brennholz entnommen worden war. Aus Respekt vor den alten Baumriesen und um die Hänge zu schützen wurde der Wald aber niemals abgeholzt. In diesem Teil des Nationalparks gibt es einige, sehr abgelegene Bauernhöfe, die ohne Straßenanschluss und teilweise sogar ohne Strom auskommen. Die kommerziellen Abholzungspläne von Romsilva inklusive Bau einer breiten Forststrasse wurden diese einzigartige Natur- und Kulturlandschaft zerstören.

Schon vor einigen Wochen schlugen Umweltschützer Alarm, weil Romsilva die Genehmigung für die Abholzung eines Urwaldes im oberen Cerna-Tal, erteilt hatte.  Der Wald liegt ebenfalls im Herzen des Nationalparks, im nahezu unberührten Seitental Radocheasa – inmitten großer, intakter Buchenwälder.

Ciprian Pahonţu, der Direktor von Romsilva, hatte erst kürzlich gegenüber Agent Green zugesichert, die Kernzonen der Rumänischen Nationalparks zu vergrößern. Romsilva verwaltet die meisten Nationalparks in Rumänien.

Aber offenbar darf  weiterhin auf mehr als 50% der Nationalparkfläche im Cerna-Tal in Urwäldern gesägt werden. Und: Jeder neuer Einschlag in diesen Primärwäldern rechtfertigt weitere „Pflegemassnahmen“ in den kommenden Jahrzehnten. Nach den Kriterien der internationalen Naturschutzorganisation IUCN sollten Nationalparks  aber mindestens 75% Kernzonen aufweisen.

Die Nicht-Eingriffszone des Domogled – Valea Cernei Nationalparks beinhaltet zu einem guten Teil große, kommerziell uninteressante Berggebiete oberhalb der Baumgrenze. Die Wälder des Parks sind hingegen zu großen Teilen nicht unter Schutz.

In der Mitte des Parks klafft ein riesiges Loch im Schutzgebiets-System – die Wälder hier haben nicht mehr Schutz als diejenigen außerhalb des Nationalparks.

Das Areal des Domogled – Valea Cernei Nationalparks wurde vom Rumänischen Staat bereits 2008 als EU-Natura-2000-Gebiet ausgewiesen. Die EU-Habitat-Richtlinie besagt, dass „die Mitgliedstaaten die geeigneten Maßnahmen“ treffen, „um in den besonderen Schutzgebieten die Verschlechterung der natürlichen Lebensräume und der Habitate der Arten sowie Störungen von Arten, für die die Gebiete ausgewiesen worden sind, zu vermeiden, sofern solche Störungen sich im Hinblick auf die Ziele dieser Richtlinie erheblich auswirken könnten“. Die fortschreitende Abholzung der letzten größeren Ur- und Naturwälder ist zweifellos eine erhebliche Störung. Seit der Natura 2000 Widmung gehen die Abholzungen hier aber trotzdem ungerührt weiter.

Im gesamten Nationalpark wurden in den letzten Jahren zahlreiche  extrem schützenswerte Waldparzellen zur Schlägerung freigegeben. Bevor die Holzfäller eintrafen, waren viele davon noch Ur- und Naturwälder, die allesamt die Kriterien für eine Unter-Schutz-Stellung im Rahmen des „Nationalen Katalogs der Urwälder“ erfüllten. Und der rumänische Staat segnet das zerstörerische Treiben auch noch ab.

Agent Green steht auf dem Standpunkt, dass die Abholzung von Natur- und Urwäldern – insbesondere in Nationalparks – ein vorsätzliches und irreversibles ökologisches Verbrechen darstellt. Daher muss rumänische Umweltministerium dafür sorgen, dass Romsilva für den verursachten Schaden zur Rechenschaft gezogen und dass  die Zerstörung von Ur- und Naturwäldern sofort gestoppt wird.

Global natural heritage: primary beech forest in Domogled national park
Brutal devastation of a natural forest in Cerna valley / Domogled national park.

Zonierung des Domogled – Valea Cernei Nationalparks: In der Mitte klafft ein riesiges Loch (helle  Waldparzellen), in dem mit staatlichem Sanktus Urwälder umgeschnitten werden.